04.06.2021

GAIA-X – Eine vernetzte Datenstruktur für ein europäisches digitales Ökosystem

Mit GAIA-X entwickeln Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf europäischer Ebene einen Vorschlag zur Gestaltung der nächsten Generation einer europäischen Dateninfrastruktur. Ziel ist eine sichere und vernetzte Dateninfrastruktur, die den höchsten Ansprüchen an digitale Souveränität genügt und Innovationen fördert. In einem offenen und transparenten digitalen Ökosystem sollen Daten und Dienste verfügbar gemacht, zusammengeführt, vertrauensvoll geteilt und genutzt werden können.

GAIA-X ist ein Projekt von Europa für Europa. Ziel ist es, gemeinsame Anforderungen an eine europäische Dateninfrastruktur zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund sind Offenheit, Transparenz und europäische Anschlussfähigkeit zentral für GAIA-X. Zum aktuellen Zeitpunkt sind bereits Vertreter aus mehreren europäischen Ländern sowie weitere internationale Partner aktiv am Projektgeschehen beteiligt. Wir wollen weitere europäische und internationale Partner dazu einladen, sich dem Vorhaben anzuschließen und zu seiner Entwicklung beizutragen. Viele Gespräche dazu laufen bereits und werden weiter intensiviert. Darüber hinaus steht GAIA-X im kontinuierlichen Austausch mit der Europäischen Kommission.

Europa tätigt umfangreiche Investitionen in digitale Technologien und innovative Geschäftsmodelle. Dabei sollen diejenigen, die Innovationen vorantreiben, auch ökonomisch davon profitieren. Dieses Vorgehen sichert Wertschöpfung und Beschäftigung in Europa.

Damit Unternehmen und Geschäftsmodelle aus Europa heraus weltweit wettbewerbsfähig sein können, braucht es ein offenes digitales Ökosystem. Dieses sollte sowohl die digitale Souveränität der Nutzer von Cloud-Dienstleistungen als auch die Skalierbarkeit europäischer Cloud-Anbieter ermöglichen.

Im Rahmen von GAIA-X werden die Grundlagen für den Aufbau einer vernetzten, offenen Dateninfrastruktur auf Basis europäischer Werte erarbeitet. Aus der Vernetzung dezentraler Infrastrukturdienste entsteht eine Dateninfrastruktur, die zu einem homogenen, nutzerfreundlichen System zusammengeführt werden, in dem Daten sicher und vertrauensvoll verfügbar gemacht und geteilt werden können.

 

Die GAIA-X, European Association for Data and Cloud, AISBL

Im September 2020 haben 22 Unternehmen und Organisationen (11 aus Deutschland und 11 aus Frankreich) einen wichtigen Meilenstein erreicht und das gemeinsame Projekt in feste Strukturen überführt: Die 22 Gründungsmitglieder unterzeichneten die notariellen Gründungsdokumente, um eine internationale gemeinnützige Organisation (französisch: association internationale sans but lucratif, kurz: AISBL) nach belgischem Recht zu gründen, die GAIA-X, European Association for Data and Cloud, AISBL.

In der Zwischenzeit hat die GAIA-X AISBL bekannt gegeben, dass sie Anfang Januar die Marke von 200 Bewerbungen von Unternehmen und Forschungsorganisationen aus der ganzen Welt erreicht hat, die ihr beitreten möchten. 85 Prozent der Bewerbungen stammen von europäischen Unternehmen, jedoch hat die GAIA-X AISBL auch viele Mitgliedsanträge von nicht-europäischen Organisationen erhalten.

Zweck und Ziel des Vereins ist es, die Arbeit und Zusammenarbeit innerhalb der GAIA-X Community – bestehend aus Unternehmen und Organisationen, die sich aktiv an der Entwicklung von GAIA-X beteiligen – zu festigen und zu erleichtern. Die GAIA-X AISBL wird ihre Mitglieder vertreten und die internationale Zusammenarbeit fördern. Zu diesem Zweck wird sie rechtliche Rahmenbedingungen entwickeln und dafür sorgen, dass die notwendigen Dienste zur Verfügung gestellt werden.

Die Mitglieder der GAIA-X AISBL sind verpflichtet, die europäischen Werte des erhöhten Datenschutzes, der Transparenz, der Sicherheit und der Achtung der Datenrechte zu wahren. Um eine europäische Ausrichtung und Zielsetzung des Projekts zu gewährleisten, wird der Vorstand der GAIA-X AISBL ausschließlich aus in Europa ansässigen Unternehmen bestehen.

Der Bewerbungsprozess ist noch nicht abgeschlossen und die formale Aufnahme über die bestehenden 22 Gründungsmitglieder hinaus steht noch aus. Sobald die GAIA-X AISBL rechtskräftig gegründet ist, werden weitere Mitglieder – insbesondere aus anderen europäischen Mitgliedsstaaten – hinzukommen. In der Zwischenzeit werden die Gründungsmitglieder den Sitz der Vereinigung in Brüssel und ihre Organisationsstrukturen weiter vorbereiten und ausbauen. Wenn Sie an einer Mitgliedschaft in der GAIA-X AISBL interessiert sind, senden Sie bitte eine E-Mail an aisbl-membership@gaia-x.eu.

 

Aufbau nationaler GAIA-X Hubs

Unser Ziel ist es, mit GAIA-X ein vertrauenswürdiges Ökosystem für Dateninfrastrukturen in ganz Europa und darüber hinaus zu schaffen. Dabei ist die Nutzerseite der Schlüssel für die Skalierung der Dienste von GAIA-X, basierend auf GAIA-X-Prinzipien und -Standards, sowie für die Entwicklung von Datenräumen. Wir bauen auf bestehenden Initiativen auf, die bereits auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Datenräume in der EU und ihren Mitgliedsstaaten hinwirken. Diese Initiativen können die Grundlage für einen GAIA-X Hub bilden.

Die GAIA-X Hubs fungieren als die Stimmen der Anwenderseite auf nationaler Ebene. Ihr Hauptziel ist es, Ökosysteme zu entwickeln, nationale Initiativen zu bündeln und eine zentrale Anlaufstelle für Interessierte im jeweiligen Land zu bieten. Alle GAIA-X Hubs stehen in engem Austausch miteinander, um eine internationale Abstimmung ihrer Aktivitäten, die Definition von Anforderungen und die Identifizierung von regulatorischen Hürden zu gewährleisten. Ein zukünftiges Netzwerk von GAIA-X Hubs wird den Aufbau eines dynamischen Ökosystems bottom-up – von der nationalen zur europäischen Ebene – unterstützen.

GAIA-X Hubs übernehmen wichtige Funktionen, die die GAIA-X AISBL auf nationaler Ebene ergänzen:

1.Sie dienen als erste Anlaufstelle für Interessenten in einem Land.
2.Sie bringen GAIA-X mit allen relevanten Initiativen zusammen, die die gleichen Ziele und Visionen von GAIA-X als offene länderübergreifende Dateninfrastruktur teilen.
3.Sie konsolidieren regionale domänenspezifische Expertengemeinschaften und bereiten den Input für die Diskussion auf europäischer Ebene vor.
4.Die in den GAIA-X Hubs formulierten Anforderungen werden in den europäischen Domänen-Arbeitsgruppen in enger Abstimmung mit den Vertretern der Anwenderseite und mit Blick auf die europäischen Datenraum-Initiativen validiert.
5.GAIA-X Hubs tragen zu den Zielen der Europäischen Datenstrategie bei, insbesondere zur Entwicklung von Europäischen Datenräumen.

Mitglieder der national organisierten GAIA-X Hubs können sich an mehreren Themen beteiligen und mitarbeiten, um ein innovationsförderndes Datenökosystem auf GAIA-X zu gestalten. Die Mitgliedschaft in den nationalen GAIA-X Hubs ist für alle Unternehmen und Organisationen kostenlos. Die Hubs sind kein Gremium der GAIA-X AISBL, stehen aber in engem Kontakt, um die Anforderungen der Nutzer zu definieren und zu platzieren.

Sie möchten mitarbeiten? Bitte kontaktieren Sie den Ansprechpartner für Ihr Land (siehe unten). Falls für Ihr Land noch kein Hub existiert, wenden Sie sich bitte an den Koordinator des deutschen GAIA-X Hubs.

 

Die GAIA-X Community

GAIA-X wird eine Open-Source-Software-Community fördern und unterstützen, an der sich alle Mitwirkenden – auch natürliche Personen – beteiligen können. Die GAIA-X Community arbeitet auf einer gemeinsamen Plattform an definierten Arbeitspaketen. Hier wirken Mitglieder und Nicht-Mitglieder Seite an Seite zusammen, sowohl aus der Anwender- als auch aus der Anbieterperspektive. Wenn Sie Interesse an einer Mitarbeit haben, kontaktieren Sie uns unter contact@data-infrastructure.eu.

 

Gemeinsam für eine europäische Dateninfrastruktur

Wir bauen auf die bewährten Stärken Europas. Dazu gehören unter anderem die Angebotsvielfalt sowie starke dezentrale und mittelständische Strukturen. So vernetzen wir die vielen Investitionen in digitale Technologien, die in ganz Europa getätigt werden, und ermöglichen eine noch größere Wirkung.

Wir sind offen für weitere Beteiligungen.

GAIA-X ist geprägt von Offenheit und Transparenz. Die Offenheit für nationale und europäische Initiativen mit ähnlichen Zielen wie GAIA-X gibt dem Projekt einen starken Impuls für eine gemeinsame europäische Zusammenarbeit. Aufbauend auf bestehenden Lösungen und deren Weiterentwicklung wollen wir wettbewerbsfähige Angebote aus Europa global platzieren.

Mehr als 500 Organisationen aus verschiedenen Ländern sind bereits an GAIA-X beteiligt. Trotzdem ist GAIA-X weiterhin offen für neue europäische Interessenten, die sich an der Entwicklung beteiligen möchten. Eine Teilnahme an GAIA-X ist auch für Marktteilnehmer außerhalb Europas möglich, die unsere Ziele der Datensouveränität und Datenverfügbarkeit teilen. Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten der Partizipation:

  1. Die Mitgliedschaft in der GAIA-X AISBL
    Wenn Ihr Unternehmen oder Ihre Institution an einer Mitgliedschaft in der GAIA-X AISBL interessiert ist, wenden Sie sich bitte an
    aisbl-membership@gaia-x.eu.
  2. Mitarbeit in den nationalen GAIA-X Hubs
    Sie möchten mitarbeiten? Wenden Sie sich bitte an den jeweiligen Ansprechpartner für Ihr Land! Sollte für Ihr Land noch kein Hub eingerichtet worden sein, wenden Sie sich bitte an Peter Kraemer, der den deutschen GAIA-X Hub koordiniert.
    Belgien: Jelle Hoedemaekers, jelle.hoedemaekers@agoria.be
    Deutschland: Peter Kraemer, kraemer@acatech.de
    Finnland: Laura Halenius, laura.halenius@sitra.fi
    Frankreich: Marine de Sury, mdesury@cigref.fr
    Italien: Michele D’Ambrosio, m.dambrosio@confindustria.it
    Luxemburg: Yves Reding, yves.reding@ebrc.com
    Niederlande: Jesse Robbers, jesse.robbers@tno.nl
    Österreich: Brigitte Barotanyi brigitte.barotanyi@oesterreich.gv.at und Horst Bratfisch horst.bratfisch@msg-plaut.com
    Schweden: Tony Hallén, coordinator@gaia-x.se
    Slowenien: Andreja Lampe, andreja.lampe@gzs.si
  3. Einbindung in die Open-Source-Software-Community
    Die GAIA-X Community arbeitet auf einer gemeinsamen Plattform an definierten Arbeitspaketen. Sie haben Interesse an einer der Mitarbeit? Kontaktieren Sie uns unter contact@data-infrastructure.eu.

 

Der deutsche GAIA-X Hub

Im deutschen GAIA-X Hub ist die Anwenderperspektive durch eine Vielzahl von Unternehmen und Experten vertreten. Bislang sind diese Hub-Mitglieder in den folgenden neun Domänen-Arbeitsgruppen organisiert: Energie, Finanzen, Geoinformation, Gesundheit, Industrie 4.0/KMUs, Landwirtschaft, Mobilität, Öffentlicher Sektor und Smart Living. Klares Ziel ist es, den Scope auf weitere Domänen zu erweitern, die das Potenzial einer souveränen Dateninfrastruktur in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft widerspiegeln.

Die Mitglieder des deutschen GAIA-X Hubs sammeln, analysieren und bewerten Use Cases, um die Anforderungen an GAIA-X zu konkretisieren und die Notwendigkeit und den Mehrwert einer souveränen europäischen Dateninfrastruktur zu verdeutlichen. Bislang wurden mehr als 50 Use Cases veröffentlicht, die Sie in der Use Case Übersicht einsehen können. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Definition von domänenspezifischen und domänenübergreifenden Anforderungen. Diese bilden die Grundlage für das Wachstum von Dateninfrastrukturen. Jeder, der an der Gestaltung der europäischen digitalen Wirtschaft interessiert ist, ist zur Mitarbeit eingeladen.

 

Wie funktioniert GAIA-X?

Föderierte Dienste bieten einen Mehrwert, wenn sie gemeinsame Standards für Transparenz und Interoperabilität beinhalten. GAIA-X leistet hierbei einen wertvollen Beitrag und bietet den Rahmen für Anbieter von Rechenzentren, Cloudlösungen, High Performance Computing (HPC) und sektorspezifischen Cloud– und Edge-Systemen, um sich aufeinander abzustimmen. Dafür werden benutzerfreundliche Services entwickelt, die es ermöglichen, Anbieter zu identifizieren und unterschiedliche Angebote miteinander zu kombinieren. GAIA-X beschreibt die technischen Voraussetzungen, die nötig sind, um den Betrieb des GAIA-X-Ökosystems sicherzustellen. Die Konzeption folgt dabei den Prinzipien von Security by Design und Privacy by Design, um höchste Sicherheitsanforderungen und den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.

Die technische Umsetzung der föderierten Services wird sich zunächst auf folgende Bereiche konzentrieren:

  • die Implementierung eines sicheren und föderierten Identitätsmanagements und die Schaffung von Vertrauensmechanismen (Security and Privacy by Design)
  • die Entwicklung von souveränen Daten-Services, die die Identität von Quelle und Empfänger der Daten gewährleisten und die Zugriffs- und Nutzungsrechte auf die Daten sicherstellen
  • die Breitstellung eines nutzerfreundlichen Zugangs zu verfügbaren Anbietern, Knoten und Diensten. Die notwendigen Informationen werden durch den föderierten Katalog bereitgestellt.
  • die Integration von bestehenden Standards, um die Interoperabilität und Portabilität zwischen Infrastruktur, Anwendungen und Daten sicherzustellen
  • die Einführung von Compliance Regeln sowie von Zertifizierungs- und Akkreditierungsangeboten
  • die Bereitstellung von Open-Source-Software und Standards, um Anbieter bei der Migration in eine sichere, föderierte und interoperable Infrastruktur zu unterstützen

Weitere föderierte Services werden im Laufe identifiziert und entwickelt. Der weitere Zeitplan berücksichtigt dabei die technischen Anforderungen von unterschiedlichsten Anwendergruppen.

Zum BMWi GAIA-X

Robin Reimers
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